Saldosteuersatz in der Schweiz

20. November, 2024 LoopsFinanz

In der Schweiz gibt es verschiedene Mehrwertsteuer-Abrechnungsarten, die für Unternehmen und Selbstständige zur Auswahl stehen. Unternehmen, die eine bestimmte Umsatzlimite & Steuerzahllast nicht überschreiten, haben die Möglichkeit, nach dem dem sogenannten Saldosteuersatz abzurechnen.

Was ist der Saldosteuersatz?

Der Saldosteuersatz ist eine vereinfachte Methode zur Berechnung und Abführung der Mehrwertsteuer (MWST) in der Schweiz. Normalerweise berechnen Unternehmen die MWST auf Basis der Differenz zwischen ihren Einnahmen und den abziehbaren Vorsteuerbeträgen auf Ausgaben (die sogenannte „effektive Methode“). Beim Saldosteuersatz hingegen wird die MWST pauschal auf Basis des Umsatzes berechnet, ohne dass Vorsteuerabzüge gemacht werden müssen. Hierbei fällt eine branchenspezifische Pauschalrate an, die von der Eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV) festgelegt wird.

Vorteile des Saldosteuersatzes

  1. Einfache Berechnung
    Die Saldosteuersatzmethode ist vor allem für kleinere Unternehmen und Selbstständige attraktiv, da die Berechnung weniger zeitaufwändig und weniger administrativ belastend ist. Statt alle Vorsteuern detailliert abzurechnen, wird ein festgelegter Prozentsatz auf die Einnahmen angewendet.

  2. Weniger Buchhaltungsaufwand
    Da bei der Saldosteuersatzmethode keine Vorsteuerabzüge geltend gemacht werden müssen, reduziert sich der Buchhaltungsaufwand erheblich. Unternehmen, die diese Methode anwenden, benötigen oft weniger detaillierte Buchhaltungskenntnisse und haben weniger Aufwand bei der Erstellung der MWST-Abrechnungen.

  3. Liquiditätsvorteil
    Für Unternehmen, die nicht regelmässig hohe Vorsteuerbeträge haben, kann die Saldosteuersatzmethode auch einen gewissen Liquiditätsvorteil bieten. Die MWST-Zahlung ist oft geringer als bei der effektiven Methode, was für eine stabilere Liquidität sorgt.

Voraussetzungen für die Anwendung des Saldosteuersatzes

Nicht jedes Unternehmen kann einfach zum Saldosteuersatz wechseln. Die Eidgenössische Steuerverwaltung hat klare Bedingungen definiert, die erfüllt sein müssen:

  1. Maximaler Jahresumsatz
    Der Saldosteuersatz ist nur für Unternehmen möglich, die einen Jahresumsatz von höchstens 5,005 Millionen Schweizer Franken erzielen und deren Steuerlast maximal 103'000 Franken pro Jahr beträgt.

  2. Branchenspezifische Sätze
    Der tatsächlich anzuwendende Steuersatz variiert je nach Branche. Die ESTV hat für unterschiedliche Tätigkeitsfelder spezifische Saldosteuersätze festgelegt, die regelmässig überprüft und angepasst werden können.

  3. Anmeldung und Fristen
    Unternehmen, die den Saldosteuersatz anwenden möchten, müssen sich bei der ESTV dafür anmelden und die Genehmigung einholen. Ein Wechsel zur Saldosteuersatzmethode ist nur nach einer Mindestdauer von einem Jahr möglich, und ein Wechsel zur effektiven Methode kann erst nach Ablauf von drei Jahren erfolgen.

Nachteile und Grenzen des Saldosteuersatzes

Der Saldosteuersatz bringt nicht nur Vorteile mit sich – es gibt auch Einschränkungen und Nachteile, die Unternehmer berücksichtigen sollten:

  1. Keine Vorsteuerabzüge
    Da keine Vorsteuer geltend gemacht wird, ist der Saldosteuersatz vor allem für Unternehmen sinnvoll, die wenig Ausgaben mit Vorsteuerbelastung haben. Unternehmen mit hohen Investitionen oder regelmässigen Vorsteuerabzügen könnten durch die Saldosteuersatzmethode finanzielle Nachteile erleiden, da sie die tatsächlich bezahlte Vorsteuer nicht abziehen können.

  2. Eingeschränkte Flexibilität
    Einmal gewählt, muss der Saldosteuersatz für mindestens drei Jahre angewendet werden, bevor wieder zur effektiven Methode gewechselt werden kann. Das kann für Unternehmen einschränkend sein, die aufgrund von veränderten Geschäftsbedingungen ihre MWST-Abrechnung flexibler gestalten möchten.

  3. Eingeschränkte Nutzung in bestimmten Branchen
    Bestimmte Branchen und Tätigkeitsfelder sind vom Saldosteuersatz ausgeschlossen, insbesondere wenn sie regelmässig hohe Vorsteuerbeträge geltend machen. Dazu gehören in der Regel exportorientierte Unternehmen oder solche im Finanz- und Versicherungsbereich.

Wie funktioniert die Berechnung?

Ein Beispiel veranschaulicht die Funktionsweise des Saldosteuersatzes:
Ein Coiffeursalon erzielt im ersten Halbjahr einen Umsatz von CHF 150’000 inklusive 8.1% Mehrwertsteuer. Der Saldosteuersatz für Coiffeursalons liegt bei 5.3%, die Steuerzahllast beträgt somit CHF 7’950.

Es sind keine weiteren Rechenoperationen notwendig; die Ermittlung der Vorsteuer entfällt. In den Rechnungen weist der Coiffeursalon nicht den Saldosteuersatz (SSS), sondern den gesetzlichen Steuersatz von 8,1 % aus.

Fazit: Für wen lohnt sich der Saldosteuersatz?

Der Saldosteuersatz ist ideal für Kleinunternehmer, die nur geringe Ausgaben mit Vorsteueranteilen haben und eine einfache, unkomplizierte MWST-Abrechnung bevorzugen. Durch die Pauschalierung reduziert sich der administrative Aufwand deutlich, was gerade für Unternehmen mit begrenzten Ressourcen attraktiv sein kann.

Jedoch sollten Unternehmen, die regelmässig hohe Vorsteuerbeträge haben oder deren Umsatz sich schnell ändert, gut abwägen, ob der Saldosteuersatz tatsächlich die beste Wahl ist. Ein Steuerberater kann hier helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.

Abschliessend

Der Saldosteuersatz ist eine praktische und kostensparende Option für viele Schweizer Kleinunternehmen, bringt aber auch feste Regeln und einige Einschränkungen mit sich. Ein grundlegendes Verständnis der eigenen Umsatzstruktur und Ausgaben ist wichtig, um den optimalen Ansatz für die MWST-Abrechnung zu wählen.